1.4 Gelegenheit oder Anknüpfungspunkt

Der erste Schritt des Narrative-Change-Planungsprozesses - Fokus und Anknüpfungspunkt finden - besteht aus fünf Elementen, die Euch bei der Entwicklung einer Kampagnenstrategie unterstützen. Auf dieser Seite konzentrieren wir uns auf das vierte Element: die Gelegenheit oder den Anknüpfungspunkt für Eure Kampagne.

Die Elemente 2, 3 und 4 in Schritt 1 sind miteinander verbunden und als Block zu verstehen: Um zu einem Resonanzraum zu gelangen, der die Mitte einbindet, müssen die Kampagnenmacher*innen

1. die positiven Werte identifizieren und grafisch darstellen, die die Zielgruppe selbst durch ihre Ansichten/Positionen fördern bzw. verteidigen will (1.2),
2. eine Schnittmenge an gemeinsamen Werten finden und einen Narrativraum wählen, der für die Organisation, die die Kampagne durchführt, angemessen ist (1.3) und
3. die sich mit einer identifizierten bevorstehenden Debatte oder Veranstaltung verbinden lässt (1.4).

Dies ist eine Art Kanalisierungsprozess, der zu einem Raum für resonante Botschaften führt (siehe Diagramm auf 1.2).Die letzte Aufgabe im Kanalisierungsprozess besteht also darin, eine Veranstaltung, Gelegenheit oder Debatte zu identifizieren, die es Euch ermöglicht, das Zielsegment/die Zielsegmente in der Breite zu erreichen und in die Debatte, die Ihr führen wollt, einzubinden.
 

Wählt eine Veranstaltung oder Debatte, die geeignete Anknüpfungspunkte sind und zum Zeitpunkt Eurer Kampagne passen.

Haben die Kampagnenmacher*innen eine Schnittmenge an gemeinsamen Werten und einen narrativen Raum zum Aufbau einer Kampagne identifiziert, müssen sie als nächstes überlegen, welches Ereignis oder welche Debatte Ziel der Kampagne sein sollen. Dies ist eine Frage des Timings. Gleichzeitig stellt dieser Anknüpfungspunkt ein Sprungbrett dar, um einen Großteil der Zielgruppe(n) erreichen zu können, d.h. es ist auch wichtig, wie groß das Ereignis oder die Debatte sind. Die Entscheidung kann sehr einfach sein, wenn eine dringliche politische Grundsatzfrage bzw. ein Entscheidungsprozess anstehen, auf die/den Ihr Einfluss nehmen müsst. Unter weniger dringenden Umständen könnt Ihr ein geeignetes Ereignis oder eine geeignete Gelegenheit wählen und Euch entsprechend darauf einstellen.

Die beiden britischen Fälle veranschaulichen diese beiden unterschiedlichen Ansätze:

Habt Ihr Euch für eine Veranstaltung oder Debatte entschieden, auf die Ihr reagieren oder in die Ihr Euch einbringen wollt, wird dies auch dazu beitragen, eine Entscheidung im Kanalisierungsprozess zu treffen und zwar zur Frage, welche der gemeinsamen Werte, die Ihr mit der Mitte teilt, für diese Gelegenheit am besten geeignet sind. Im Fall des „HOPE not hate“-Beispiels war die Berufung auf die Religionsausübungsfreiheit und den Anstand, die den Kern der Kampagne ausmachten, durch den Fokus auf das Thema des Gebetszentrums begründet. [link to value appeals overview for this case?]

Wir haben mit den Kampagnenteams, mit denen wir in Deutschland zusammenarbeiten, auch ausführlich darüber diskutiert, ob sie im Rahmen ihrer Kampagnenpläne eine Veranstaltung oder andere Gelegenheiten schaffen oder aber Kampagnen an eine laufende/bestehende Veranstaltung andocken wollen, wie z.B. an ein Festival oder eine bedeutende nationale Feier oder einen besonderen Anlass. Obwohl sich viele in diesem Kampagnenbereich darauf konzentrieren, Ereignisse oder Erfahrungen zu schaffen (z.B. Menschen außerhalb des Rahmens der ‘üblichen Verdächtigen’ zusammenzubringen, gemeinsam zu essen, zuzuhören und Empathie aufzubauen) und öffentliche Botschaften zu produzieren, erfordert dies jedoch erhebliche Anhängerschaften sowie die nötigen Mittel. Andere Aktivist*innen wählen den Weg, bestehende Anlässe, Festivals und Veranstaltungen zu nutzen (z.B. hat jede Stadt in Deutschland ein jährliches Stadtfest), an dem viele Menschen aus der beweglichen Mitte teilnehmen – die Verzahnung mit einer solchen bereits bestehenden Veranstaltung ermöglicht die Schaffung von Verbindungen zu einer großen Gruppe Eures Zielsegments.

• Reagiert Ihr auf ein bestimmtes Thema, eine bestimmte Situation oder einen bestimmten Entscheidungsprozess? Wenn ja, ist der Zeitpunkt für Eure Intervention klar.
• Wenn nicht: Welche Art von Veranstaltungen oder Debatten, die bevorstehen, werden große Teile der anvisierten mittleren Segmente anziehen? Schaut im Kalender mit den Stadt- und Landesveranstaltungen nach, um Anregungen zu erhalten.
• Welche Veranstaltung oder Gelegenheit könnten die Chance bieten, die Art von Debatte oder Diskussion zu führen, die Ihr gerne führen wollt?
• Kommt es in Betracht, eine eigene Veranstaltung als Teil der Kampagne zu gestalten? Wenn ja, was wären die Vorteile gegenüber der Nutzung einer bestehenden Veranstaltung? Und welche Reichweite würdet Ihr von einer eigenen Veranstaltung erwarten? Berücksichtigt die Machbarkeit und die für diese Option erforderlichen Ressourcen sorgfältig.
• Welche der aufgelisteten Werteappelle, die sich mit den Zielsegmenten überschneiden, passen am besten zu Eurem gewählten Zielereignis oder Eurer Debatte?

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